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Do 13.10.11 12:43 Arbeitsbedingungen bei Paketdiensten
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Da ich gestern einen Tag für ein solches Unternehmen gearbeitet habe, hier mal meine Erfahrungen, da es denke ich alle angeht, wie es da zugeht:
Aufgestanden bin ich um 3 Uhr nachts, da ich um 10 vor 5 in Dortmund sein musste. Das sind von meinen Wohnort knappe 50km. Ich bin dann also nach kurzem Frühstück (um 3 Uhr kriegt man nicht wirklich was runter) dann um kurz vor 4 losgefahren. Nach der sehr monotonen Autobahnfahrt (wenigstens waren alle Straßen leer) kam ich dann um kurz vor 5 an. Dann hab ich "eingecheckt" und wurde zu einem Fahrer eingeteilt. Und dann stand ich von 5 bis 9 Uhr am Band und hab Pakete sortiert. Bedeutet, wenn ein Paket mit einer bestimmten Kennung an mir vorbei fuhr, musste ich es runter"nehmen" und neben das Band an einen bestimmten Platz ablegen.
Das artete dann bei allen mitarbeitern darin aus, das die Pakete (egal was drin war) vom Band gerissen wurden und hin und her geworfen/getreten wurden. Einen Fernseher (wie ich ihn gestern aufm Band gesehn hab) möchte ich jetzt nichtmehr im Intenet bestellen, so wie da mit den Paketen umgegangen wird! Dabei wird man von einer Kamera beobachtet. Aber es interessiert niemanden, wenn ein Paket kaputt geht, dann wird es einfach auf die andere Seite des Bandes geworfen. Die Kaputtpakete-Bahn. Und da läuft dann ein Mensch mit Warnwesete lang, klebt alle Pakete mit Klebeband wieder zu und schmeisst sie wieder aufs Band.
Um etwa 8:00 waren dann fast alle Pakete durch und wir haben das Auto mit 240 (!) Paketen beladen. Da wir nicht alle ins Auto bekommen haben, mussten wir 5 Pakete beim Nachbarfahrer mit ins Auto deponieren. 235 Pakete mussten wir also ausliefern. Insgesammt hatten wir so 87 Stops zu machen. Einsatzgebiet war ein Teil von Bochum. Ich werde jezt nicht jeden Stop einzeln erzählen. Darum gehts ja nicht. Die Stops an sich waren ja auch garkein Problem. Ab und zu schwere Pakete, wovon ich heute Muskelkater, einige blaue Flecke und eine leichte Schürfwunde habe. Allerdings haben wir bis 18:15 Pakete ausgeliefert! Und dann sind wir zum Depot zurück gefahren und haben bis 19:15 Papierkram usw. machen müssen. Bedeutet eine Arbeitszeit von 14 Stunden. Und das ist wohl jeden Tag ähnlich.
Laut Arbeitsschutzgesetz darf eine tägliche Arbeitszeit von 10 Stunden nur im Notfall übertroffen werden. Ausserdem gibt es eine Ruhepauseregel von 11 Stunden. Da ich aber, wäre ich dort fest angestellt, weder die 10 Stunden Höchstarbeitszeit noch die 11 Stunden Ruhezeit (von 20:30 wo ich zu Haus war bis 3:00 am nächsten Morgen sind ja nur 6 1/2 Stunden) einhalten könnte, würde ich zwei mal gegen geltendes Recht eingesetzt.
Daneben kommt noch, das jeder Paketbote einen gewisse Mindesprozentsatz an Paketen ausliefrn muss. Bei uns waren das 97%. Schafft man das nicht, muss man pro Paket, das drüber liegt 25 Euro Strafe bezahlen. So kommt es also dazu, dass Paketboten unterschriften fälschen und andere krumme Dinge tun, wenn niemand zu Hause ist, um diese Quote zu erreichen. Und das ganze für einen Nettolohn von 1200 Euro.
Das ist ein Stundenlohn (bei etwa 12 Stunden Arbeit pro Tag, was nicht unrealistisch ist) von 6.25 Euro!
Und dafür riskiert man, wie es einem GLS-Boten passiert ist, das man vor lauter Überarbeitung am Steuer einschläft und sich zu Tode fährt. In dem Fall ist der Fahrer vor ne Brücke gefahren und gestorben.
Ich weiss also nicht, ob ich überhaupt noch Bock hab diese Sklaverei zu unterstützen in dem ich Pakete bestelle. Vielleicht doch lieber nurnoch persönlich alles im Laden kaufen?!
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Do 13.10.11 12:51
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Der letzte Satz ist wohl richtig, aber auch viele der Geschäfte bekommen Ihre Waren per Paketdienst, oder Spedition... ob das da anders läuft... aber auf jeden Fall sind das ziemlichh krasse Bedingungen
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Beiträge: 1043
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Verwarnungen: 1
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Do 13.10.11 13:19
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bei mir lag vorgestern auch ein werbezettel im briefkasten, wo nach paketesortierern gesucht wird. mindestalter 21 jahre und führerschein muss vorhanden sein.
wollte mir das eventuell auch mal angucken, weil ich mir im ersten moment dachte, paar euro nebenbei verdienen ohne große arbeit
aber nach dem, was du jetzt geschrieben hast... das sind echt heftige bedingungen, hätte ich nicht gedacht.
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Do 13.10.11 13:55
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Beiträge: 798
Wohnort: Boostedt, S-H
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Do 13.10.11 14:10
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Beiträge: 6852
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Do 13.10.11 14:26
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Naja, er zeigt nochmal den organisatorischen Aufbau dieses ganzen Apparates. Das ist bei GLS nicht anders. Zumal es da dann noch den ein oder anderen Subunternehmer gibt, der vllt. noch geiziger ist und seinen Mitarbeitern noch weniger bezahlt um selbst mehr zu haben. Aber im ganzen sind die Subunternehmer auch nur arme Schweine. Ich frag mich nur immer wieder, wieso Menschen das mit sich machen lassen? Haben die nochnicht erkannt, dass, wenn man sich zusammen tun würde dagegen was erreichen kann?
Am Ende ist dann jeder selbst Schuld, wenn er zu ArbeitsUNrechtlichen Bedingungen arbeitet!
Denn selbst wenn man Arbeitslos ist und laut Arbeitsamt jede Arbeit, die auf dem Papier zumutbar ist annehmen muss, dann kann man einfach dort anfangen und nach Arbeitsrecht arbeiten und wird dann vermutlich nach einigen Wochen / Tagen da raus geschmissen und verliert so nicht seinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Ich hatte gestern auch oft das Gefühl, dass viele Menschen genau deswegen da arbeiten, weil sie sonst nichts finden und Angst haben vom Amt kein Geld mehr zu bekommen, wenn sie die Arbeit ablehnen.
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Do 13.10.11 14:49
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Das Problem ist, dass es genügend Menschen gibt, die zu solchen Bedingungen einfach arbeiten müssen um über die Runden zu kommen. Die Arbeitnehmer nutzen dieses teilweise sehr schamlos aus. Angebot und Nachfrage halt. Die geringen Arbeitslosenzahlen sind alle mit äusserster Vorsicht zu geniessen, trau keiner Statistik, deren Regelwerk Du nicht selber erstellt hast...
Aber das ist ja nichts wirklich neues und die ultimative Lösung hat auch noch keiner aufzeigen können.
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Beiträge: 6852
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Do 13.10.11 15:01
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Joker hat Folgendes geschrieben |
Das Problem ist, dass es genügend Menschen gibt, die zu solchen Bedingungen einfach arbeiten müssen um über die Runden zu kommen.
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Falsch. Es muss keiner zu solchen Bedingungen arbeiten. Wie ich bereits geschrieben habe, brechen diese Bedingungen genug Gesetze um diese Arbeit nicht annehmen zu müssen sondern weiter ALG1 oder 2 (H4) zu bekommen. Allerdings muss man dazu tatsächlich erstmal die Stelle antreten, da die Arbeitsverträge meist so verfasst sind, dass daraus nix unwürdiges zu lesen ist (45 Stunden Woche, normaler Verdienst etc.). Die ganze unwürdigkeit kommt erst in der Praxis. Wenn man sich allerdings in der Praxis dann an alle Gestze hält, dann wird man sicher schnell wieder entlassen und muss ncihtmehr zu den Bedingungen arbeiten. So einfach ist das dann. Alternativ einfach ein paar kritische Fragen stellen vor Stellenantritt und man wird vermutlich eh abgelehnt.
Es muss sich also NIEMAND solchen Bedingungen hergeben. Es gibt nur genug Leute, die das denken und mit sich machen lassen. An diese müsste man appellieren und sie mal aufklären!
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Beiträge: 652
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Do 13.10.11 15:07
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Ja, Paketdienstleister haben in der Hinsicht einen schlechten Ruf. Viel Zeitdruck, Preisdruck, große Konkurrenz und der Markt ist ständig am wachsen.
Das mit dem Pakete sortieren fällt aber hoffentlich in den nächsten Jahren weitgehend weg. Zumindest ist die Technik eigentlich schon so weit, dass man das alles automatisieren kann. Bringt zwar nicht mehr Arbeitsplätze, aber hoffentlich bessere Arbeitsbedingungen. Und ich hoffe, dass sich diese Packstationen für Privatkunden endlich bald richtig durchsetzen.
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Beiträge: 2021
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Do 13.10.11 15:36
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Mein lieber Thavron: Stelle Dich doch einfach mal vor das Werkstor und demonstriere gegen die Bedingungen. Bringe den Mitarbeitern dort bei, was man an staatlichen Transferleistungen bekommt. Du wirst nicht wirklich viele bekehren, sich an die Gesetze zu halten, um evtl. gekündigt zu werden. Warum? Weil es sich immer noch aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis deutlich einfacher bewerben lässt als aus der Arbeitslosigkeit heraus. Auch ich habe in der Arbeitslosigkeit Jobs angenommen, die im Endeffekt nur unwesentlich besser als ALG1 bezahlt wurden und mich daheraus beworben. Das kam wesentlich besser bei den evtl. Arbeitgebern an.
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Beiträge: 6852
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Do 13.10.11 16:09
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Joker hat Folgendes geschrieben |
Weil es sich immer noch aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis deutlich einfacher bewerben lässt als aus der Arbeitslosigkeit heraus.
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Wie soll sich jemand, der von 3 Uhr bis 20:30 unterwegs ist noch sinnvoll auf etwas anderes bewerben? Würde derjenige Vorstellungsgespräche am Vormittag wahrnehmen wollen, würde er doch sicherlich bei dem Subunternehmer kurzerhand rausgeschmissen. Dafür muss man sich dann wohl Urlaub nehmen. Und wenn dann nix klappt hat man keinen richtigen Urlaub mehr, um sich von den ganzen Strapazen zu regenerieren. Dann bleibt fürs Bewerbungschreiben nurnoch das Wochenende. Ok, kann man sicherlich machen. Dann scahffst du aber pro Woche vielleicht 1 oder 2 Bewerbungen. Wer in der Situation ist, sich aus einem Angestelltenverhältnis heraus bewerben zu MÜSSEN, der wird es dann sowieso schwer haben ordentliche Bewerbungen zustande zu bringen, ordentlich beim Vorstellungsgespräch zu erscheinen etc.
Ob es dann wirklich ein Vorteil ist da ausgebeutet zu werden ist die Frage.
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Do 13.10.11 16:57
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Zufall, habe gerade die Bestätigung für meine Packstationregistrierung geschickt bekommen.
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Beiträge: 2021
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Do 13.10.11 18:29
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Thavron, ausreden gibt es immer. Nicht jammern, einfach mal machen!
1 - 2 Bewerbunggsschreiben am Wochenende? Neee, da geht viel mehr. Ausserdem ist dass klassische Bewerbungsschreiben out.....
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Beiträge: 5582
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Do 13.10.11 18:40
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Was is denn "In" heutzutage? Bewerbung tanzen?... obwohl hätte was.
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Do 13.10.11 19:21
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Er meint sicherlich per Email. Wenn ich mich aber nicht absolut blamieren will, muss ich doch mindestens einen Tag für die Vorbereitung für ein Schreiben investieren. Vor allem, wenn ich schlechtere Vorraussetzungen habe (beispiel: Mann knapp 50 Jahre alt oderso) muss ich mit dem Schreiben bestimmte Dinge rüberbringen. Ausserdem verlangt der Arbeitgeber, dass man sich mit dem Betrieb auseinander gesetzt hat usw.
Und Massenbewerbungen, bei denen man 10 Stück am Tag raus ballert, landen doch eh zu 90 % bei Ablage P. Das zeigen zumindest meine bisherigen Erfahrungen.
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Do 13.10.11 19:34
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Zuletzt bearbeitet von Hermann A. am Sa 22.10.11 16:31, insgesamt 1-mal bearbeitet
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Do 13.10.11 19:42
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mein fernseher kam beulenfrei an (DHL). dort scheints auch noch human zu sein, bis auf die arbeitszeiten und den extremen stress zur weinachtszeit hör ich eigentlich nix böses über sie.
packstation bin ich auch, wusst garnicht das ich damit irgendwas gutes tue^^. hab das nur gemacht weil der kerle bei mir gegen 14uhr ankommt. da ich zweischicht arbeite bin ich zu der zeit aber nie zuhause, da zu der zeit schichtübergabe ist.
schriftliche bewerbungen in gedruckter form wollen viele firmen erst nach dem vorstellungsgespräch. der erstkontakt verteilt sich auf telefonisch und online.
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Do 13.10.11 20:25
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Ich sage jetzt lieber nichts mehr, Thavron. Wie gesagt, wer nichts verändert, wird nichts erreichen können. Aber eines ist klar - wer kämpft, kann verlieren - wer nicht kämpft, hat bereits verloren....
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Do 13.10.11 23:00
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Also einen kompletten Tag als Vorbereitung zum füllen einer DIN A4 Seite finde ich auch etwas extrem viel. Klar muss man seine Bewerbung individualisieren und der Firma anpassen, dass Grundgerüst bleibt ja aber immer relativ identisch wenn man sich im gleichen oder ähnlichen Berufsbild bewirbt. Sonst wird man ja nicht mehr fertig bzw die Stelle ist vergeben bis ich mein Staatsexamen über die 1000% Firmenhistorie inkl aller Bettgeschichten der Sekretärinnen abgelegt habe.
Also ich bin damit bis jetzt noch nie schlecht gefahren, zumindest kann ich behaupten das ich mich beim letzten Mal vor Zusagen kaum retten konnte. Wenn ich mir da für jede Bewerbung min 1 Tag Zeit gelassen hätte, würde das glaube ich anderst aussehen^^
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Fr 14.10.11 12:35
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Trexirus hat Folgendes geschrieben |
Also ich bin damit bis jetzt noch nie schlecht gefahren, zumindest kann ich behaupten das ich mich beim letzten Mal vor Zusagen kaum retten konnte. Wenn ich mir da für jede Bewerbung min 1 Tag Zeit gelassen hätte, würde das glaube ich anderst aussehen^^
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Das kann aber auch an deinen Zeugnissen liegen. Oder am superduper schnörkellosen *kotz* Lebenslauf.
Aber das ist hier eigentlich garnicht das Thema. Sondern hier geht es um widrige Arbeitsbedingungen!
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Fr 14.10.11 12:59
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Trexirus hat Folgendes geschrieben |
inkl aller Bettgeschichten der Sekretärinnen abgelegt habe.
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bei mir wärst du sofort eingestellt
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